Bella Berglandschaft
Bella Berglandschaft
Südtirol 4. – 6. Oktober 2017
Camping in Lana
Willst du „s’Foiferli und s’Weggli“ (für Nichtschweizer: den Fünfer und ein Wecken / Brötchen), musst du ins Südtirol!
Hier gibt’s italienische Lebensfreude und eindrückliche Berglandschaft in einem.
Als Kind habe ich bereits Ferien im Südtirol verbracht, und als Teenager eine wilde Zeit mit ersten Schmetterlingen im Bauch. Zu Zwölft in einem VW Golf gabs in der Schweiz definitiv nicht – im Südtirol ein eindrücklich unbequemes und unvergessliches Erlebnis!
In Lana, in der Nähe von Meran, finden wir den hübschen Campingplatz Arquin, mitten in einer Apfelplantage. Die Qualität dieses Platzes scheinen auch andere Reisende zu kennen, denn es heisst, wir können nur eine Nacht bleiben. Da ich jedoch mit einem Stellplatzwechsel einverstanden bin, dürfen wir doch eine zweite Nacht anfügen.
Schwimmbad, Restaurant, sehr schöne Sanitärräume, kleiner Laden, Bushaltestelle nur fünf Gehminuten entfernt – es ist alles da um sich wohl zu fühlen.
Meran
Da Robin auf der Hinfahrt geschlafen hat, ist er bereits wieder fit für den nächsten Ausflug. So zotteln wir los und schnappen den nächsten Bus nach Meran. Ich bin lange Zeit nicht mehr Bus gefahren, und das Geruckel, An- und Abfahren, Kurven und Gedränge ist nicht das Highlight des Tages. In der Hälfte der Stecke werden wir aufgefordert, unseren vollgepackten Buggy zusammenzulegen, da nur maximal zwei Kinderwagen im Bus sein dürfen. Dass wir zuerst drin waren, interessiert den Kontrolleur nicht.
Doch irgendwie gelangen wir zur richtigen Haltestelle, und die Karte in Tapetengrösse verrät mir, dass die Altstadt von Meran kompakt ist – ganz im Gegensatz zum vorher besuchten Brescia.
Meran fasziniert mich auf Anhieb: Eine pittoreske Stadt mitten in den Bergen, und die Kombination von italienischem Charme und tirolerischer Alpenluft wirkt wie die Kombination von Schokolade und Chili auf mich. In den Geschäften werde ich auf Italienisch und Südtirolerisch begrüsst, die Auswahl an Mode zeigt kuschelig-stylisches Bergdesign, und in den Restaurants ist die Auswahl gross und vielseitig.
Nach einer Runde durch die autofreie Altstadt verweilen wir lange auf dem grossen, öffentlichen Spielplatz. Er liegt eingebettet zwischen dem Fluss Passeier und dem wunderschönen Kurhaus. Robin rutscht, klettert, schaukelt und hüpft herum, ich sonne mich, geniesse und fotografiere – wir sind beide happy.
Mit viel Überzeugungskraft kann ich Junior vom tollen Spielplatz weg locken, und wir spazieren ein Stück dem Passeier entlang. Die Kurpromenade scheint einem Bilderbuch zu entstammen.
Der Hunger treibt uns schliesslich in die Gassen der Altstadt zurück, wo wir eine Grillhaxe („Hat’n Sie ne Stelze?“), Pommes Frites und Salat schlemmen.
Als es zu dunkeln beginnt, machen wir uns auf den Rückweg. Die angegebene Bushaltestelle finde ich nicht (etwa mitten auf der Brücke?), und so gehen wir ein kleines Stück bis zu den Thermen. Beim Einsteigen kippt Robin mit dem Buggy, aber da ich ihn festhalten kann, verletzt er sich nicht, sondern kommt mit einem Schrecken davon. Der Busfahrer hingegen möchte die Ambulanz rufen, was ich zum Glück verhindern kann.
Zudem erwischen wir den falschen Bus….statt 211 den 211b, aber eigentlich sollten wir um diese Zeit den 221d nehmen. Aha…..
Mit einem kurzen Fussweg kommen wir dann doch noch zufrieden und müde beim Camper an. Da wir morgen auf den Berg wollen, heisst es bald: Ab ins Bett!
Vigiljoch
Nein, die Ersten und Einzigen sind wir nicht, muss ich ein wenig erschrocken feststellen, als wir nach einer halbstündigen Velofahrt quer durch Lana bei der Seilbahn ankommen. Die Menschenschlange erstreckt sich über den ganzen Parkplatz, und gemäss pessimistischem Bergler hinter mir werden wir zwei Stunden anstehen. Anstehen macht mir nichts aus, aber für Robin ist es eine sehr lange Zeit. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, nach gut 50 Minuten stehen wir vor der Gondel. Robin hat sich wacker geschlagen, dank Cracker, herumhüften, an Abschrankungen turnen, mit Stecken spielen,… Er fällt nicht negativ auf, denn das übernehmen ältere Mercedesfahrer, die immer wieder versuchen, auf dem überfüllten Parkplatz noch etwas zu finden. Es wird gewendet, gekreuzt, korrigiert… Es ist derart lächerlich, dass mein Ärger in Schadenfreude über geht.
Eingequetscht zwischen meinen Beinen findet Robin die Fahrt ganz spannend. Aber es ist nichts gegenüber dem, was uns danach erwartet: der zweite Teil geht mit einer Sesselbahn auf den Berg. Die Sesseli sind alt und wirken knorzig, und sind für nur eine Person gemacht. Rechte Schulter Rucksack, linke Schulter Picknickdecke, vorne mit einer Hand halte ich Robin um den Bauch, mich mit der anderen am Sesseli fest. Zurücklehnen geht nicht gut wegen dem Rucksack, und die Sicherungsstange ist schräg und in Anbetracht der Höhe und Umstände lächerlich wirkungslos konstruiert. Ich weiss nicht, ob ich geschockt oder fasziniert sein soll, denn die zwanzigminütige Fahrt ist so eindeutig ein Abenteuer. Unter uns schnaufen Wanderer den Berg hoch, und ich beneide sie tatsächlich ein wenig. Nächstes Mal, Robin, musst du laufen!
Robin sitzt zum Glück ganz ruhig, und wir kommen total verspannt aber heil oben an.
Auf der Rückfahrt wird der Reiz grösser, ein Foto zu machen, aber mich zu bewegen oder gar etwas auszupacken, liegt schlichtweg nicht drin.
Familienrestaurant
Oben angekommen ist der Ausblick wunderschön. Die Bergwelt lädt zum Sonnen und Wandern ein. Wir schlagen den Weg Richtung Familienrestaurant Gampl ein, denn ich hoffe, Robin schafft diese Strecke von etwa zwanzig Minuten, und wird dann mit einem Spielplatz und Streichelzoo belohnt.
Wir wandern gemütlich los, bestaunen Tannenzapfen, Kühe und Pferde, sowie die traumhafte Weitsicht.
Das Restaurant hält, was es verspricht: Blick über das halbe Südtirol, mit einer Glasscheibe gesichert, so dass ich das Herumklettern von Robin locker nehmen kann, zudem der schönste und grösste Spielplatz, den ich bei einem Restaurant je gesehen habe.
Die Menüauswahl ist gut, das Essen sehr fein und das Personal äusserst freundlich. Es gibt tatsächlich einen Zoo mit Pferden, Ziegen, Hasen, Gänsen und vielen anderen Tieren. Und das Allerbeste: Rund um den Spielplatz Liegestühle und Loungesessel für (müde) Mamis und Papis.
Vom Liegestuhl aus beobachte ich Robin im Sandhaufen, bis er vor Müdigkeit beinahe umkippt und wegen dem ungehorsamen Bagger einen Trotzanfall macht. Auf mir schläft er ein, und diese gemeinsame Stunde geniesse ich enorm.
Es wird Zeit für den Rückweg, denn ich befürchte, wieder anstehen zu müssen. So ist es leider auch, mit einer halben Stunde hält es sich zum Glück in Grenzen.
Unten angekommen, schwingen wir uns wieder aufs Fahrrad, kaufen noch Abendessen ein und machen uns einen gemütlichen Abend im Pourquois-Pas?
Vielleicht können wir nicht so bald wieder auf einen Berg, aber ich hoffe doch bald, und sei es in der Nähe und für einen Tagesausflug.
Für den nächsten Tag haben wir die Weiterfahrt und einen kleinen Stopp im Tirol geplant, da die Strecke sonst sehr weit wäre.