Maccagno und die Sintflut

Maccagno und die Sintflut

Maccagno und die Sintflut

Über die Auffahrtstage meldete der Wetterfrosch herrliches Sommerwetter. Kein Mensch wollte sich den Gotthardstau antun, und wir natürlich auch nicht. Wozu auch? Das herrliche Sommerwetter konnten wir auch in Süddeutschland, am Bodensee, im Schwarzwald, in Wo-auch-immer geniessen.

Anscheinend haben das Millionen anderer Campersleute auch so gedacht – all meine Reservationsanfragen ergaben dieselbe Antwort: Leider sind wir bereits ausgebucht.
Nach der ungefähr hundertsten Absage gab ich auf. Schliesslich stand ja auch Pfingsten schon bald vor der Tür. Ich konnte mir aber nicht mehr leisten, bis zur letzten Sekunde zu warten. Da gab‘s nur Eines: Bereits jetzt reservieren. Aber wie ist das Wetter in knapp zwei Wochen? Das wussten leider auch die Wetterfrösche nicht. Was wiederum bedeutete, wenn wir auf der sicheren Seite sein wollten, wir durch den Gotthard mussten.

 

Maccagno: Italien, gutes Wetter, tolles Essen, schöner See, Dolce Vita

All unsere Anfragen wurden dieses Mal mit: Wir haben freie Plätze! beantwortet. Wir entschieden uns für Maccagno… für nur wenige freie Tage sicherlich eine gute Wahl.

Der Camping Lago Camp befindet sich direkt am See und bietet einen schönen Kieselstrand, eine Bar, einen kleinen Shop, saubere Sanitärräume und ein hübsches kleines Städtchen. Wunderschön ist die Strandpromenade.

Die Zufahrt ist ein bisschen verwinkelt, und prompt stehen wir beinahe mit unserem Pourquoi-Pas? im See drin. Wenden ist angesagt, und alleine ist das gar nicht so einfach. Doch bald haben wir uns beim Platz eingerichtet und können geniessen.

Seewasser mit den kleinen Wellen findet Robin ein bisschen unheimlich. Dafür könnte er stundenlang Steine ins Wasser werfen. Ich zähle vor: Eis, zwei, drü! Und Robin macht nach: twei, dü, vie!

 

Markt in Cannobio

Auch dieses Mal möchten wir uns den Markt in Cannobio nicht entgehen lassen. Wir sind frühzeitig bei der Schiffsanlagestelle, was sich durchaus lohnt: wir sind nicht die Einzigen, die mit dem Schiff den See überqueren möchten.

Unser letzter Marktbesuch war vor vier Wochen, und ich staune, wie sich das Angebot bereits verändert hat. Das hätte ich nicht erwartet! Doch zum Glück gibt es wieder frische Ravioli und Canneloni, und wir kaufen uns eine grosse Portion.

Robin shoppt Latzhosen und ein T-Shirt sowie ein Kleidchen für seine Freundin, und ich hübsche Schals. Erst zuhause stelle ich überrascht fest, dass sie ganz oder teilweise aus Seide bestehen. Für 5 Euro das Stück tolle Schnäppchen.

 

Grillkünste – eine Fortsetzung

Meine Pläne für das abendliche Grillieren sind hoch: Ich habe Pizzateig und –zutaten gekauft, und möchte kleine Calzones für den Grill machen. Ob das wohl gelingt?
Der Teig wehrt sich ziemlich und zieht sich elastisch immer wieder zurück. An der Kante verschliessen lässt er sich kaum, auch nicht mit Wasser. Aber ich gebe nicht auf!
Schliesslich kommen die Päckli auf den Grill. Ich bin vollauf beschäftigt mit wenden und die Plätze mit der richtigen Temperatur zu finden. Ohne Deckel ist das „backen“ ein Fulltimejob. Zudem habe ich viel zu viel Teig, den ich zu kleinen Fladenbroten verarbeite.

Mein Fazit: Fein und stressig! Ich habe durchaus noch Steigerungspotential!

 

Eine laute Nacht

Am Nachmittag sehen wir staunend unseren neu angekommenen Nachbarn zu: Vier junge Leute, die ihren Kombi vollgepackt haben. Wie ein Zauberer ein Kaninchen aus einem Zylinder zaubert, zaubern sie ebenfalls die spannendsten und ungewöhnlichsten Sachen aus ihrem Auto: vier verschiedene Stühle, ein hölzernes, schweres Salontischchen, zwei Zelte und Liegematten, eine Shishapfeife, Grill, Taschen, Tischchen, Getränkeharassen und vieles mehr. Das Ausladen nimmt viel Zeit in Anspruch, weil die Sachen verkeilt und zwischen (!) den Fahrgästen eingeladen sind.

Aufgrund der Shishapfeife und den Getränkeharassen vermute ich, dass die Party in der Nacht länger dauern könnte….

….. doch irgendwann beginnt es zu regnen, und plötzlich kehrt Ruhe ein. Nur das Prasseln der Regentropfen auf dem Camperdach ist noch zu hören.

Mitten in der Nacht ist die Ruhe aber unvermittelt vorbei. Riesige Regenmassen pretschen mit voller Wucht aufs Dach, zusammen reden wäre nicht mehr möglich. Robin verschläft alles…

 

Maccagno

Ich merke jedoch plötzlich, wie Wasser von der Decke tropft. Die Öffnung für den Kamin mit dem Worbladeckel vermag normalen Regen gut abhalten, aber nun kann die grosse Wassermasse nicht genug rasch abfliessen und dringt durch die Ritzen. Zum Glück kann ich Schalen unterstellen.

Die ganze Nacht regnet es weiter, und ich denke an all die Sachen, die draussen stehen und sich voll saugen.

Gegen Morgen hin wird es ruhiger, zumindest wettertechnisch. Um uns herum herrscht grosse Aufbruchstimmung. Alle Gäste in Zelten sind wohl in riesigen Pfützen aufgewacht (sofern sie überhaupt schlafen konnten) und versuchen nun, die nassen Sachen zusammenzuräumen.
Der Campingplatz ist nun nicht mehr am See, sondern IM See….  Und es regnet immer noch weiter. Die Wetterapp zeigt auch, dass es keine grosse Besserung geben wird.

 

Aufbruch

Im Pourquois-Pas? ist es sehr gemütlich. Wir lassen die Matratzen nebeneinander statt zum Sofa zu stapeln, liegen und turnen darauf herum, schauen Bilderbücher an, zeichnen und hören Musik.
Aber irgendwann hat Robin genug von diesem gemütlichen und ruhigen Leben. Er will herumtoben, sich bewegen, draussen in den Pfützen herumhüpfen. Ein kleiner Ausflug nach draussen endet damit, dass er stolpert und ein einer Pfütze landet. Eine Garnitur Ersatzkleider hatte ich dabei, aber nicht für mehrere Pfützenlandungen.

In einer kurzen, regenfreien Phase nach dem Mittag packen wir unsere nassen Sachen zusammen, Liegestuhl, Buggy, Sonnen… äh Regendach, Spielsachen, Grill,…. Wir hätten noch einen weiteren Tag bleiben können, und mir wäre es mit einem Buch im Camper absolut wohl gewesen! Aber Robin ist es zu eng zum Toben, und nach fünf blauen Flecken mir schliesslich auch.

 

Am Abend zu Hause erfahren wir, dass mehrere Autobahnabschnitte im Tessin gesperrt werden müssen; das viele Regenwasser kann nicht mehr abfliessen, die Strassen werden zu Flüssen und Wildbächen.

 

 

Unterdessen habe ich die Worblakonstruktion mit Moosgummi abgedichtet. Die starken Gewitter Anfang Juli waren der Belastungstest, und das Resultat: Bestanden!

 

 



1 thought on “Maccagno und die Sintflut”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert