Romantische Strasse im Spätsommer
Romantische Strasse 30.8.- 1.9.2017
Inspiration
Ich bin Sammlerin… nein, nein, nicht Kaffeerahmdeckeli, Briefmarken oder Minionsfiguren. Sondern Ideen und Inspiration: für Kreatives, Reisen, Kochen. Nachdem ich einmal hunderte von Zeitschriften aussortiert habe, mache ich das jetzt fortlaufend: diese werden nach einer kurzen „Herumliegezeit“ zerteilt, und die Ideen in Mappen eingeordnet.
So habe ich die Romantische Strasse entdeckt. Sie verläuft zwischen Füssen in Süddeutschland bis nach Würzburg, etwa im Herzen des Landes, und ist etwa 400 km lang. Die Romantische Strasse zeichnet sich vor allem durch ausserordentlich schöne Städte und entsprechende Sehenswürdigkeiten aus. Reiseführer erwähnen etwa 30 bedeutende Stationen und Städte.
Die Bilder sprachen mich an, somit war rasch klar: da will ich hin!
Füssen
Die angegebene Fahrtzeit bis nach Füssen beträgt gut drei Stunden. Das ist auch mit Junior leicht zu bewältigen. Wenn denn nicht die Österreicher wären…..
Am östlichen Bodenseezipfel gibt es nämlich eine Strassensperre; nicht einfach irgendeiner Strasse, sondern die wichtigste Durchgangsstrasse. Ich hatte Hoffnung, eine einfache und kurze Umfahrung zu finden, aber die Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Umfahrung betrug mehrere Kilometer, und danach wollte mich mein Google Maps ständig über die Autobahn führen. Aber für ein paar Kilometer ein Pickerl kaufen, das wollte ich nicht! Mit Herumirren und Umwegen und Wenden und Suchen haben wir über eine Stunde Zeit verloren. Ich schwor mir, auf der Rückreise über das Nordufer des Bodensees zu fahren….
Das Schöne an der Romantischen Strasse ist, dass Camper und Wohnmobilreisende willkommen sind. Parkplätze sind gut signalisiert und kosten oft gleich viel wie für PWs.
Füssen ist ein sehr schönes Städtchen mit autofreiem Kern. Die ganze Region eignet sich sehr zum Radfahren. Direkt in Füssen kann zum Beispiel am Fluss Lech mit der Velotour gestartet werden.
Am späteren Nachmittag versuchen wir unser Glück beim Campingplatz am Forggensee. Leider ist alles besetzt, was mich sehr erstaunt. Ich bin davon ausgegangen, dass wir um diese Reisezeit überall etwas finden würden. Und somit kam dann auch ein mulmiges Gefühl: würde es uns überall so gehen?
Also fahren wir weiter und bewundern aus der Ferne die beiden Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein. Der Parking war komplett überladen, und die Besichtigung ist organisatorisch mit Kinderwagen nicht ganz einfach. Somit habe ich eine Besichtigung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.
Camping Bannwaldsee
Im Camping Bannwaldsee frage ich unruhig nach einem freien Platz. „Ja freilich!“, war die Antwort, und wir können sogar den Stellplatz aussuchen.
Der Campingplatz ist sehr schön, mit Badesteg und Spielplatz. Gute und umfassende Infrastruktur, gepflegt und sauber. Mit mehreren Restaurant hat man sogar die Qual der Wahl! Da kann man es auch längere Zeit aushalten.
Beeindruckend finde ich das Kinderprogramm: Hier wird nicht nur aus Papier etwas gebastelt, sondern es dürfen wirklich besondere Kunstwerke gemacht werden. Die Kinder haben gerade Grasköpfe gebastelt, auf der Seite stehen selbst getöpferte Schalen.
Robin und ich geniessen den See, und danach gehen es an die nächste Herausforderung: der neue Grill! Hatte ich doch immer wieder mit meinen Kohlemonstern gekämpft! Aber nun bin ich gespannt auf den kompakten Grill für den Betrieb mit einer Gaskartusche. Dazu gehören verschiedene Aufsätze und Platten. Zu Hause hat das kleine Ding vielversprechend ausgeschaut!
Auch in der Praxis bin ich begeistert. Die Zündung funktioniert, mit der Wasserschale ist die Reinigung einfach und es entstehen keine Fettflammen. Der Platz auf dem Grill ist für uns gut ausreichend – auch drei Personen können damit satt werden. Die Temperaturregelung muss ich noch ein bisschen üben… aber rasch merke ich, wie es am besten geht.
Somit ist meine Grill-Krise wohl vorbei!
Auf diesem tollen Platz hätten wir durchaus noch länger verweilen können – aber wir wollten ja weiter Richtung Norden.
Wieskirche
Bei Rottenbuch steht die weltberühmte Wallfahrts-Wieskirche aus dem Rokoko. Von Aussen sieht sie nicht sehr besonders aus, aber innen drin kann ich mich kaum satt sehen: Vor allem die Malereien sind prächtig und in leuchtenden Farben.
Als wir gehen möchten, entsteht plötzlich ein Besucherstau: die Kirchentüre lässt sich nicht mehr öffnen. Irgendwer war wohl allzu neugierig, wie die komplizierte Mechanik funktioniert. Nach einer Weile kommt ein Herr mit einem dreissig Zentimeter grossen, reich verzierten Schlüssel – mit diesem lässt sich die Tür zum Glück aufschliessen.
Landsberg am Lech
Wir fahren weiter und machen in Landsberg am Lech Halt. Die Häuser der Altstadt sind entweder prächtig gestaltet oder bunt in allen Farben, und trotzen so dem einsetzendem Regen. Viele Geschäfte und Restaurants laden zum Verweilen ein, und unter einem Sonnenschirm, der somit zum Regenschirm wird, geniessen wir sogar ein Gelati.
Ich finde sogar schlichte, schwarze Sandalen (wohl eher für den nächsten Sommer). Wegen einem abgelösten Kleber auf der Innensohle kostet der Schuh nur noch ein kleines Taschengeld.
Camping Lech in Affing
Zurück beim Pourquoi-Pas? geht es an die Reiseplanung. Was möchte ich unbedingt noch sehen? Das Wetter wird immer schlechter, aber wir geben noch nicht auf.
Ich beschliesse, in die Region von Augsburg zu fahren. In Affing finden wir Platz auf dem Camping Lech. Ehrlich gesagt habe ich fast nichts vom Platz gesehen…. Es regnet dermassen, dass wir einfach im trockenen Camper bleiben wollen. Die Sanitärräume sind sauber, und der Zugang ist nur mit einem Schlüssel möglich.
Robin ist zufrieden mit seinen Duplos. Im Camper kann ich kaum noch einen Schritt machen, weil der Duplobauer mit seiner Kuh viel Platz braucht…. Er muss ja mit dem Traktor herumfahren, den Zaun überall neu aufbauen und Futter holen.
Ich will mich nicht beklagen! Wir haben mit dem kleinen Elektrolüfter warm, in der Kühlbox hat es kulinarische Highlights und der Wein schmeckt ausgezeichnet. Mit Musik und Kerzenlicht interessieren wir uns nicht für das schlechte Wetter.
Nördlingen
Am nächsten Morgen prasselt der Regen heftig aufs Wohnmobildach. Die Wiese hat sich stellenweise in einen See verwandelt, und es ist kalt.
Etwas missmutig packe ich Kabel und das Velo ein, und hoffe, in Nördlingen genug Dächer zu finden, um unter dem Regen hindurchzukommen.
Nördlingen hat eine kreisrunde Altstadt……
…und Wehrmauer sei begehbar. Ich versuche auf der Karte im Reiseführer zu entdecken, ob es auch ein Dach hat. Möglicherweise…. Unklar ist auch, ob ich mit dem Buggy dort hin und durch komme.
Die Anreise verläuft problemlos, und wir finden eine perfekte Parkmöglichkeit direkt am Nordtor „Baldinger Tor“. Der Stellplatz darf 24 Stunden lang für 3 Euro benutzt werden. Er ist zu 2/3 leer, und somit ein toller Stellplatz für eine Nacht. Es gibt auch Stromanschluss und Wasser, eventuell auch eine Entsorgungsstation.
Ein paar Minuten später treten wir durch das Baldinger Tor in die Altstadt ein. Die Mauer fasziniert mich auf Anhieb. Rechts neben dem Tor steigen wir eine eher steile Treppe hoch, um kurz darauf in einen langen Gang zu treten: Gegen die Stadtmitte hin offen, zur Aussenseite hin gibt es immer wieder Fenster in der dicken Mauer. Und noch perfekter: alles unter Dach und somit absolut regenfrei!
Der Spaziergang in der Wehrmauer ist wunderbar. Immer wieder gibt es neue Ausblicke auf die Stadt, farbenprächtige Häuser, kleine Gassen, Türme und die St. Georgs-Kirche, dessen Turm Daniel genannt wird.
Wir legen die halbe Mauer zurück, also etwa 1,3 Kilometer. Dann starten wir Richtung Stadtmitte – verirren kann man sich nicht, „Daniel“ ist immer sichtbar.
In einem Kaffee schlemmen wir Salate und frische Bienenstiche, und stehen später vor verschlossener Kirche. Der Aufstieg auf den Turm vertagen wir ebenfalls: Robin ist müde, er müsste aber selber die Treppen des 90 Meter hohen Turms hochsteigen. Wenn eine Stufe etwa 15 Zentimeter hoch ist, sind es 600 Tritte…..
Ich bin nicht enttäuscht, die Mauer entschädigt für alles. Und wir kommen einfach wieder!
Rückreise
Da wir etwa 250 Kilometer weiter im Norden sind, wird auch der Rückweg länger. Und wie bei der Hinreise geschworen, möchte ich auf keinen Fall über Bregenz irren. Die Strecke bis zu Bodensee verläuft problemlos, doch dann geraten wir in einen Stau um den anderen, endlos. Das Navi will mich immer wieder über Bregenz führen, anscheinend ist da der Stau kleiner…
Bei Singen brauchen Robin und ich unbedingt eine Pause – aber in Singen scheint es nur Parkhäuser zu geben. Und erfahrungsgemäss sind die zu tief und eng für unser Wohnmobil. Erst mehrere Kilometer weiter finden wir eine kleine Dorfbeiz – ich habe keine Ahnung wo. Vielleicht in Etzwilen? Es gibt Cordon Bleu und Pommes, Robin und ich sind nach dieser Fahrt bestens zufrieden damit. Und nach unserer Pause hat sich auch der Stau aufgelöst, und wir kommen sogar gut durch Zürichs Riesenbaustellen.
Die Romantische Strasse lohnt vor allem wegen den hübschen Städten. Die Landschaft ist ähnlich wie in ländlicheren schweizer Gegenden, ebenso die Dörfer. Es gibt viele schöne Radwege, entlang an Flüssen oder in ruhigen Gebieten.
Die Infrastruktur für Wohnmobile ist sehr gut, und die Preise angemessen bis günstig.
Wir sagen gerne: Servus und auf Wiedersehen!
Herrliche Berichte. Schlank gehalten, gute Fotos zuhauf! Sehr unterhaltsam; mach weiter so!
Gruss
Fredy
Lieber Fredy
Vielen Dank für deinen herzlichen Kommentar – über deine Zeilen habe ich mich riesig gefreut! Da mein Blog noch neu ist, sind mir Rückmeldungen aller Art sehr willkommen. Mich interessiert auch, welche Berichte und Kategorien gerne gelesen werden.
Alles Gute und herzliche Grüsse!
Andrea