Sommertour – Etretat in der Normandie
Sommertour – Étretat in der Normandie
Kurz vor Étretat herrscht Chaos auf der Strasse; Massen drängen sich auf einen Gratisparkplatz und verursachen Stau. Der Camping ist nur wenige Meter weiter, und auch dort so ziemlich dasselbe Bild: Wohnmobile stehen kreuz und quer, vor der Reception wartet man auf das Ende der Mittagspause, und die Tafel verkündet: Full.
Ich beschliesse, mir das nicht anzutun. Eine zweistündige Mittagspause in der Hochsaison, wenn die Leute Schlange stehen, ist mir zusätzlich unsympathisch. Direkt daneben gäbe es einen Stellplatz, aber da wir zwei Nächte bleiben möchten, fahren wir trotzdem weiter.
Der Camping Le Grand Hameau liegt etwas abseits von Étretat, in Saint-Jouin-Bruneval, dreissig Minuten mit dem Velo, verkündet Google Maps. Das ist zu schaffen, finde ich.
Mittagspause wird hier nicht gemacht, und wir erhalten einen Stellplatz. Die Wohnmobile werden recht nah beieinander gepfercht, es werden wohl noch viele Gäste erwartet. Für 18 Euro die Nacht aber ok.
Nach einem gemütlichen Abend beginnt es zu winden und zu regnen… immer heftiger. Am Morgen ist alles nass, grau, trüb und unfreundlich. Velo fahren? Nein danke! Vielleicht gibt es ja einen Bus?
Das Internet und der Fahrplan des Campings verraten unterschiedliche Zeiten, und wir versuchen unser Glück. Bus kommt keiner, aber vielleicht war er einfach ein wenig zu früh, weil eh niemand bei diesem Wetter unterwegs ist. Wir wollen es eigentlich mit dem nächsten Bus versuchen… eigentlich… Es ist so ungemütlich, dass wir uns lieber im Pourquois-Pas? verkriechen. Robin spielt zufrieden mit seinen Legos, ich bearbeite Fotos.
Gegen Abend lässt der Regen nach, und nach kurzer Zeit reissen die Wolken auf. Wir werden mit einem wunderbaren Abendhimmel für den nassen Tag entschädigt.
Am nächsten Morgen heisst es: Früh auf! Schliesslich haben wir Étretat verpasst, das wollen wir nachholen! Und zwar bevor all die Touristen auftauchen ?
Eingangs Stadt gibt es einen Parkplatz für Wohnmobile, und es hat um diese Zeit noch viele freie Plätze. Die Parkuhr jedoch ist eine Herausforderung, und zum Glück erhalte ich Hilfe: Zuerst den Code für die Dauer wählen (F2…aha…), dann das Autokennzeichen eingeben (uff), dann Geld einwerfen (logisch), danach passiert nichts. ??? Ah, noch bestätigen (wozu?). Endlich weiss ich, wie die Dinger funktionieren. Vor gut einem Jahr habe ich einmal schwarz parkiert, weil ich mit de Kasten einfach nicht zurechtkam…
Traditionell kaufen wir bei einer «Art Boulangerie» unser Frühstück: Pain au Chocolat für Robin, für mich Pain aux Aumandes… Damit geht es zum Strand.
Und da sehen wir sie: Die berühmten Kreidefelsen mit Durchblick. Wunderbar! Der Strand ist noch praktisch leer, es hat mehr Möven als Leute.
Wir sitzen am Kieselstrand und geniessen die Ruhe, als plötzlich Robin aufschreit und etwas Riesiges über uns hinweg fliegt: Eine Möve hat ihm im Flug sein ganzes Schoggibrötli aus der Hand geklaut! Ich versuche Junior, angemessen zu trösten, obwohl ich vor Lachen kaum kann! Zum Glück hat mich der Bäckerverkäufer falsch verstanden und zwei Schoggibrötli eingepackt. Das darf Robin im Buggy essen, wenn wir ein paar Schritte an der Strandpromenade zurücklegen. Keine fünf Minuten später ist auch das zweite Schoggibrötli weg – der Schreck dieses Mal nicht mehr so gross…
Die Ebbe legt sehr rasch algenbewachsenen Boden frei. Die Faszination für die Natur ist gross, die Weite des Meeres und die Grösse der Kreidefelsen sind eindrücklich. Robin ist eher daran interessiert, jede Möve in der Nähe zu verscheuchen; sie sind alle böse und frech!
Das Städtchen selber ist klein und nicht sehr spektakulär. Wir kaufen ein paar Souvenirs und ein Matrosen-T-Shirt für Robin.
Ein halber Tag ist grad perfekt für diesen Besuch. Natürlich könnte man noch mehr anschauen, die kleine Kirche auf den Felsen, und so weiter. Aber wir sind zufrieden mit unseren Eindrücken.
Der Weg führt uns nun weiter südlich…. Honfleur ist das nächste Ziel! Au revoir!